Wenn einem Kummer, Schmerz und Leid vertraut sind und Freude wenig Platz findet, trägt die Seele tiefe Wunden…
Manche Wunden sind sehr tief. Deren Heilungsweg fühlt sich so an als würde man als blinder Bogenschütze versuchen die Mitte einer Zielscheibe zu treffen.

Ich denke, dass ein Blinder es lernen könnte:
- mit sehr viel Übung,
- mit einem guten Trainer,
- mit viel Geduld,
- mit einem starken Willen und
- mit Selbstvertrauen.
Es müsste beim Training aber auch das Umfeld gesichert sein, denn Pfeile eines Bogenschützen können anfangs sehr von der gewünschten Richtung abweichen.
Freude. Sie kann eine starke Emotion sein, die einen großen Schrecken einzujagen vermag. Und doch ist sie für uns als Richtschnur durchs Leben so wichtig. Die Freude lässt uns gut fühlen und uns mit anderen Menschen verbinden. Folgen wir der tiefliegenden Freude finden wir Glück, Erfolg, Gesundheit und Wohlstand.
Ich merke, dass ich am Tag mehr als die Hälfte mit düsteren Gedanken verbringe. Kummer und Leid fühlen sich für mich vertraut und damit sicher an. Und doch wünsche ich mir mehr Freude und Leichtigkeit für mein Umfeld und für mein Leben.
Nun geht gerade die Verhaltenstherapie zu Ende, die ca 3 Jahre ging. Meine Psychologin ist eine wundervolle Trainerin und Begleiterin in schwierigen Zeiten gewesen. Sie ist ein Mensch, der meine Stärken gesehen und mir zugehört hat und dem ich mich öffnen konnte. Sie hat außerdem für die Therapieeinheiten ein sicheres Umfeld geschaffen. Ich werde sie sehr vermissen und trage viele gute Erinnerungen und viele positive Erfahrungen in meinem Herzen.
Um das Bild des „blinden Bogenschützen“ noch einmal aufzugreifen: Ich kann am Ende der Therapie vielleicht wieder ein paar Umrisse erkennen und bin nicht mehr „ganz blind“. Mit dem Pfeil würde ich mittlerweile vielleicht die Zielscheibe am Rand treffen, ohne dass er gänzlich daneben fliegt. Es konnten viele Wunden heilen und meine Lebensqualität hat sich deutlich verbessert.

Und doch ist ein Heilungsweg und ein Lernprozess. Jeder Tag, der nach einer schweren Zeit vergeht, wird es ein kleines bisschen besser und leichter. Es kommt der Frühling, es kommt der Sommer, es kommt der Herbst und zuletzt der Winter. Und schon sind 365 Tage vergangen an denen man gewachsen und weiter geheilt ist.