(Um-) Weg zum 1. Auto

Seit einigen Wochen fahre ich stolz mit meinem eigenen Auto durch die Straßen. Es ist mein erstes Auto. Um das zu erreichen war es ein langer Prozess. Gern möchte ich Dich liebe Leserin, lieber Leser daran teilhaben lassen. Falls Du ähnliche Erfahrungen gemacht hast, kann Dir der Beitrag vielleicht etwas Mut machen?

Vor ca. 25 Jahren hatten mein Vater, mein Bruder und ich einen schweren Autounfall in Polen, auf dem Weg in den Urlaub an die Ostsee. Ein Auto ist uns frontal reingefahren. Mein Vater war 2 Wochen transportunfähig mit 18 Frakturen, bei mir war der Oberschenkelknochen gebrochen. Nur mein Bruder wurde mit einer gebrochenen Nase und einem großem Zeh schnell wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Der Fahrer des anderen Autos verstarb leider am Unfallort im Beisein seiner Frau und seines Kindes. Es war ein furchtbares, ja traumatisches Ereignis, was tief in der Seele sitzen würde. Doch das war mir lange nicht klar.

Mit ca. 20 Jahren hatte ich das Geld für meinen Führerschein gespart. Die Theorieprüfung bestand ich sofort. Die praktischen Fahrstunden waren etwas schwieriger. Doch Dank des einfühlsamen Fahrlehrers habe ich beim 2. Versuch auch die Fahrprüfung geschafft. Das war für mich eine extrem angespannte und stressige Prüfungssituation. Ich hatte Schweißperlen auf der Stirn. Doch damals hatte ich nicht verstanden, dass der Unfall beim Autofahren quasi immer mit an Board war.

Da ich noch zur Schule ging um das Abi zu machen, konnte ich mir kein eigenes Auto leisten. Und so hatte ich zwar einen Führerschein, aber ich konnte keine Fahrpraxis gewinnen. Je mehr Zeit verstrichen war umso mehr Angst bekam ich bei dem Gedanken selbst zu fahren.

Im Frühjahr dieses Jahres war es dann so weit, dass ich im Internet nach einer Fahrschule suchte, eine Fahrschule mit guter Bewertung fand und dort anrief. Ich wurde an einen Fahrlehrer weitergeleitet. Dieser fragte, ob ich nicht gleich vorbeikommen könne. So radelte ich zur Fahrschule und besprach meine Situation. Der Fahrlehrer machte mir Mut. Ich hatte für mich festgelegt, dass ich den Unterricht mit einem Automatikfahrzeug machen und später ein solches Auto kaufen würde. Der Fahrlehrer bestätigte meine Entscheidung und sagte, dass dies mit einem Unfall in der Vergangenheit die beste Entscheidung wäre. So musste man sich gerade am Anfang nicht auch noch auf das Schalten konzentrieren.

Der erste Fahrtermin war unglaublich nervenaufreibend. Schon als ich auf dem Fahrersitz Platz nahm raste mein Herz. Als der Fahrlehrer meinte, dass ich langsam losfahren und wenden solle, bekam ich einen riesigen Schreck. Am liebsten hätte ich die erste Fahreinheit ausschließlich sitzend auf dem Fahrersitz verbracht, ohne dass sich das Auto bewegte. Ich hatte wirklich sehr große Angst.

Nachdem wir einige ruhige Straßen mit 10km/h gefahren waren, bogen wir auf eine normale Straße ab. Auch hier war ich furchtbar aufgeregt. Doch was soll ich sagen, es klappte gut. Ich war überrascht wie man sich in so kurzer Zeit schon „freischwimmen“ konnte. Wir sind 135 Minuten gefahren. Mein Fahrlehrer kannte sich gut aus wusste, dass man schneller Erfolge erzielte, wenn man eine längere Zeit am Stück fuhr. Am Ende des ersten Fahrunterrichts tat mir unglaublich der Rücken weh. So angespannt bin ich gewesen. Mit jedem Mal wurde es besser. Ich habe sehr viel gelernt. All das Wissen kann ich jetzt immer wieder abrufen. Ich bin fasziniert.

Nach ungefähr 25 Fahrstunden meinte der Fahrlehrer, dass ich mir nun ein eigenes Auto kaufen könne. Nun ja, es war jetzt im Juni 2022 nicht die günstigste Zeit um sich ein Auto zu kaufen. Und ich kannte mich ja auch kaum aus. Zum Glück haben mir der Fahrlehrer und auch ein Kollege sehr gut geholfen. Sie gaben mir viele hilfreiche Tipps und haben sich auch mit mir Autos angeschaut. Auch meine Ma hat mir sehr geholfen. So ein Kauf eines Gebrauchtwagens ist ja eine aufregende Angelegenheit, da man viel Geld ausgibt und dem Fahrzeug nicht die gesamte Historie ansehen kann. Wenn man viele Tipps bekommt, dann muss man sie auch sortieren, welche Relevanz sie für einen und sein Anliegen haben. Ich habe viel im Internet nachgeschaut und bin auch zu Händlern gefahren und habe mir insgesamt fünf Autos angeschaut und bin sie Probegefahren. Letztlich hatte ich mich für den Privatkauf entschieden. Zwar hat man beim Händler Garantien, aber sie schlagen noch einmal ca. 1500,00 bis 2.000,00 EUR auf den Preis drauf. Was ich gelernt habe ist, dass es bei der Dekra die Möglichkeit gibt das Auto überprüfen zu lassen. Das nennt sich „Dekra Siegel“. Neben den Untersuchungen des TÜVs werden auch die Lackdicke gemessen und der Boardcomputer nach häufigen Fehlern ausgelesen.

Als das Auto vor der Tür stand, habe ich mit meinem Fahrlehrer noch einmal das Einparken geübt. Sonst hätte ich mich nicht getraut zu starten. Vor jedem Autofahren habe ich in den ersten vier Wochen große Angst gehabt. Es hat mich viel Überwindung gekostet ins Auto zu steigen und loszufahren. Auch beim Einparken hatte ich manchmal Schweißperlen auf der Stirn, weil die Parklücke manchmal sehr klein war. Ich wusste, dass ich mich jeden Tag meinen Ängsten stellen und Autofahren musste. So bekam ich die nötige Routine.

Jetzt steige ich ohne Aufregung ins Auto, aber ich mache noch einige Fehler. Doch daraus lerne ich. Übung macht den Meister! Vor kurzem bin ich zu einer Geburtstagsfeier 100km hin und zurück gefahren. Da war die Nervosität (und der Unfall) wieder an Board. Doch es hat gut geklappt und ich war sehr stolz auf mich.

Ich habe noch Respekt vor Autobahnen. Das Auffahren und die hohe Geschwindigkeit lassen mich etwas zittern. Hier werde ich noch einmal 90 oder 135 Minuten Fahrunterricht nehmen um wirklich alles zu üben: Auffahren, Abfahren zu Tankstelle, wieder Auffahren, Abfahren auf eine Raststätte und wieder Auffahren. Da ich nun mein eigenes Auto habe, wird der Fahrlehrer auch mit meinem PKW unterrichten. So bekomme ich gleich das richtige Fahrgefühl und die Sicherheit mit meinem Fahrzeug.

Jetzt bin ich bis Ende des Jahres noch alle 4 Wochen einmal bei meiner Psychotherapeutin. Als ich ihr erzählte, dass ich Fahrstunden genommen und mich auf die Suche nach einem Auto begeben habe, hat sie sich so sehr mit mir gefreut. Sie erinnerte mich daran, dass dies eins meiner großen Ziele vor ca. 3 Jahren war. Das war so eine tolle Erfahrung. Das hat so gut getan. Ein spannender Fakt ist auch, dass die Praxis meiner promovierten Therapeutin in der Nähe einer Fahrschule liegt. Jedes Mal wenn ich zu ihr gegangen bin, lief ich daran vorbei. Und sehr oft habe ich dann an meinen Wunsch gedacht irgendwann selbst ein Auto zu fahren. Mein Unterbewusstsein hat wohl jedes Mal kleine Impulse bekommen und irgendwann bewirkt, dass ich das Thema in die Hand nehme. „Niemals wird Dir ein Wunsch gegeben ohne die Kraft ihn zu verwirklichen.“ Doch auch die Therapie sowie die Familienberatung bei uns Zuhause haben mein Leben positiv verändert, so dass ich auf einmal freie Kapazitäten hatte um mich dem Thema Autofahren widmen zu können. Beim letzten Termin im August bin ich das erste Mal zur Therapie mit dem Auto gefahren. Meiner Therapeutin durfte ich es ausführlich zeigen und auch eine kleine Runde mit ihr fahren. Sie ist so cool! Ich war aufgeregt, doch dann hat es mir sehr gefallen.

Ich liebe mein Auto und genieße die Möglichkeit Ziele in kürzerer Zeit zu erreichen, bei Regen trocken anzukommen und beim Einkaufen mein Drahtesel nicht überladen zu müssen. Ich bin sehr glücklich und freue mich jeden Tag beim Einsteigen und Losfahren. Natürlich ist manchmal noch ein mulmiges Gefühl da. Natürlich mache ich noch Anfängerfehler und schwitze manchmal beim Einparken nach einem stressigen Tag. Aber insgesamt ist es solch ein Zugewinn für mich und meine Familie.

Du hast Ziele, die gerade unerreichbar scheinen? Dann lass‘ Dir sagen, dass Du alles schaffen kannst, was Du Dir wünschst. Manchmal dauert es nur eine Weile. Verliere nicht den Mut, glaube fest daran und behalte Deinen Ziel vor Augen.

Danke für’s Lesen.

Alles Gute Theia 🌙

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