
Über Schizophrenie zu lesen kann sehr harter Tobak sein. Doch es ist so wichtig darüber zu schreiben, damit wir Betroffenen uns in unsere Umwelt integrieren können und als Teil der Gesellschaft anerkannt werden. Wir sind nicht „falsch“. Wir leiden sehr unter den Erfahrungen, die wir in der akuten Phase durchleben müssen. Wir zweifeln an uns, weil wir Dinge wahrgenommen haben, die andere nicht wahrnehmen. Wir fühlen viel Schuld und Scham wegen der Krankheit. Wir leiden unter der Stigmatisierung und den Vorurteilen. Wir müssen uns so sehr anstrengen, um einen guten Alltag zu organisieren. Wir investieren viel Kraft, um unsere Empfindungen und unseren Seelenschmerz zu verbergen, damit wir nach Außen so „normal“ wie möglich erscheinen. Wir sind oft sehr misstrauisch und suchen viel Sicherheit. Es fällt uns schwer Freundschaften aufzubauen und zu halten. Auch Liebesbeziehungen sind für uns sehr herausfordernd. Wir benötigen mehr Unterstützung von Expert:innen. Doch wir sind auch sehr feinfühlige, liebevolle und empathische Menschen. Viele Betroffene sind sehr kreativ, z. B. Zeichnen manche wunderschöne Gemälde. Wir haben es verdient respektiert und angenommen zu werden. Wir haben uns diese Krankheit nicht ausgesucht. Zu einem kleinen Teil ist es genetisch, zu einem anderen Teil ist es auch unsere Lebensgeschichte.
Wir können heute von den Medikamenten profitieren, die uns ein (fast) normales Leben ermöglichen.
Bitte gebt uns eine Chance Euch zu zeigen wie wertvoll und tiefgründig wir sind. Lasst uns ein wichtiger Teil des großen Ganzen sein. Nehmt uns in Euren Reihen auf. Lasst uns am gesellschaftlichen Leben teilhaben.
Kürzlich las ich, dass Greta Thunberg, die bekannte Klimaaktivistin, die den Mut hat vor vielen wichtigen Politikern international auf die Probleme des Klimawandels hinzuweisen, das Asperger Syndrom hat (Authismus). Vielleicht hat Ihr dies die Stärke und Kraft verliehen, sich so intensiv und angstfrei für dieses Thema einzusetzen?

by T. M. 🌙
Wir denken und fühlen vielleicht auf unsere besondere Weise, doch das macht den gesamten Blumenstrauß doch noch viel bunter.
Ich bin froh, dass ich mich für diesen Weg des Blogschreibens entschieden habe, um u. a. mehr Licht in dieses Schattenthema zu bringen. Es tröstet mich, dass ich mit dieser Erkrankung nicht allein bin. Mittlerweile habe ich einige Videos von anderen betroffenen Menschen auf youtube gefunden. Das ein oder andere Video werde ich in meinem Blog verlinken, damit das Thema noch mehr Reichweite bekommt. Es ist mein Wunsch, dass man sich mit dieser Erkrankung nicht mehr verstecken muss, sondern sich offen damit zeigen kann. Doch heute denke ich, dass ich noch nicht mit meinem richtigen Namen öffentlich werden kann. Da ich im Berufsleben stehe, worüber ich sehr glücklich bin, scheint mir das Risiko zu hoch, dass mein jetziger Arbeitgeber oder ein zukünftiger Chef davon erfährt. Auch mein Kind soll völlig frei von Stigmatisierungen Aufwachsen dürfen. Man wird doch oft nicht mehr mit den gleichen Augen betrachtet wie zuvor, also bevor diese Information einmal ausgesprochen wurde. Es lässt sich nicht mehr ungeschehen machen. Ich hoffe, dass ich auf meinem Blog einigen Menschen zeigen darf, wie ein Leben mit Schizophrenie aussieht und welche Faktoren die Resilienz verbessern und was uns seelisch stärken kann.
Wie versprochen verlinke ich Euch hier noch ein interessantes Video von #Psychologeek mit Pia zum Thema Schizophrenie, welches für bessere Integration von Betroffenen plädiert. Sie erwähnt in ihrem Beitrag, dass 72% der erkrankten Menschen denken, dass sie ihre Diagnose geheim halten müssen. Ich bin eine davon. Viel Freude beim Anschauen: https://youtu.be/vv11oMBumo0
